Portrait of Minna Tube
Atelier Max Beckmann
Berlin / Gauting / Ohlstadt / Murnau, Peter Beckmann
Familie Beckmann
HAMBURG Kunsthalle (seit 2016; Dauerleihgabe Nachlass Peter und Maja Beckmann)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in HAMBURG Kunsthalle
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 63 f.:
Minna Tube (geb. 1881 in Metz, gest. 1964 in Gauting bei München), Malerin und Sängerin, seit 1906 Beckmanns Frau (von MB «Mink» genannt). Sie entstammte einer Theologenfamilie und war das vierte Kind des Militäroberpfarrers Dr. phil. et theol. Paul Tube und seiner Frau Minna geb. Römpler (siehe Nr. 201). Nach anfänglichen Studien in München gehörte Minna Tube (MBT) zu den ersten Frauen, die 1902 auf Betreiben von Hans Olde in die Grossherzogliche Kunstschule in Weimar aufgenommen wurden. 1903 erhielt sie als Schülerin von Olde in der «Damenklasse» das Belobigungsdiplom für Zeichnen (nach Sitzungsprotokollen, zitiert bei Scheidig, Bibl. Nr. 833). Auf einem Fastnachtsfest des gleichen Jahres lernte sie MB kennen. Zugleich mit ihm verliess sie am Ende des Sommersemesters 1903 die Weimarer Kunstschule. In den Jahren nach ihrer Heirat mit MB (21. Sept. 1906) gab sie die Malerei auf. 1908 wurde ihr Sohn, Peter Beckmann (siehe Nr. 126), geboren. Ein lebensgrosses Bildnis, das MBT von ihrer Mutter und PB malte, ist im Besitz des Sohnes.
Etwa ab 1912 liess MBT ihre Stimme ausbilden (siehe R. Piper, Nachmittag, München 1950, S. 14). Nach ersten Engagements an deutschen Opernhäusern war sie ab 1918 in Graz, im hochdramatischen Fach, vor allem als Wagner-Sängerin erfolgreich. 1925 wurde die Ehe geschieden.
1928 kehrte MBT nach Berlin zurück. Gegen Ende des Krieges übersiedelte sie nach Gauting bei München, konnte aber unter den damaligen Verhältnissen den Bestand an frühen Bildern von MB, der sich noch im Atelier des Hauses in Berlin-Hermsdorf befand, nicht mitnehmen. 1950 wurden die Bilder nach Gauting verbracht. Zu diesem Zeitpunkt waren einige der zurückgelassenen Gem. nicht auffindbar, andere waren beschädigt. Das Hermsdorfer Haus ging 1952 in andere Hände über. MBT lebte zuletzt in Gauting, Hiltlstrasse 28 (siehe Bemerkung zu Nr. 190).
Bis zu seinem Tode blieb MB mit MBT in ständiger Verbindung. Siehe die Erwähnungen von MBT in den Tagebüchern 1940-1950 und Gem. Nr. 337, 1930. Lebendig liess sie bis in ihr hohes Alter die Gestalt des jungen Beckmann in ihren Erzählungen erstehen. Ihre Auskünfte halfen bei der Identifizierung und Erschliessung des Frühwerks. Siehe auch die Anmerkungen im Katalog der Ausstellung Karlsruhe 1963, die auf ihre Mitteilungen zurückgehen.
Während des Ersten Weltkrieges edierte MBT die an sie gerichteten Briefe Beckmanns (Briefe im Kriege). Ein nach 1950 verfasstes Manuskript mit Erinnerungen an MB ist im Besitz von Peter Beckmann. In einem Interview berichtete MBT 1962 über ihr Leben mit MB (in: Der Regenbogen 17 [1962]). Zu MBT siehe auch Peter Beckmann, Max Beckmann, Nürnberg 1955, S. 13 und passim; Hans Kinkel in: MB Tagebuch 1908/09, S. 40; Doris Schmidt in: Süddeutsche Zeitung 19. Aug. 1964. Das vorliegende Gem., im Jahr vor der Heirat in der Wohnung der Mutter von MBT entstanden, steht am Anfang einer Reihe von Bildnissen, die MB von seiner ersten Frau malte. Vgl. die Bleistiftzeichnung «Mink», datiert 20.11.05, Abb. unter anderem in: Göpel 1954 und Katalog Ausstellung Boston/New York/Chicago 1964/65. MBT ist auf zahlreichen Graphiken der Jahre 1911 bis 1923 dargestellt.
Nahezu alle Gemälde der Jahre 1905 bis 1913 widmete MB seiner Frau, verschlüsselt aber für jeden sichtbar, mit der Signatur MBSL (oder scherzhaft: HBSL) = Max Beckmann (Herr Beckmann) seiner Liebsten.
Abbildungen nach Porträtfotos von MBT im Dokumentationsteil.
Die Angaben zur Datierung und zum Entstehungsort folgen GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 aufgrund einer Aussage von Minna Beckmann-Tube.
Vgl. die Lithographie in HOFMAIER 1990, Nr. 32.