Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde [1906] (Nr. 24, S. 42), 9. Juni 1906 (Nr. 25, S. 44), 9. Juni 1907 (Nr. 36, S. 53) und Mitte März 1919 (Nr. 172, S. 176; siehe Anmerkungen S. 400, 405, 406, 407, 410, 447).
Kreuzigung
Drama
Atelier Max Beckmann
Berlin / Düsseldorf / Köln, Hans Theodor Joel (1918 / 1919)
Düsseldorf / Köln / Hamburg, Olga Joel
Gewaltsam zerstört (1943 in Köln bei einem Luftangriff verbrannt)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 67:
Das Bild entstand unter dem Eindruck von Krankheit und Tod der Mutter Beckmanns (siehe Bemerkung zu Nr. 56; nach Mitt. von MBT). Es wurde ursprünglich «Kreuzigung» genannt (lt. Kaiser S. 16; Kreuzigung [II] siehe Nr. 119.)
Besitzer des Gem. war der ursprünglich in Berlin lebende Kunsthistoriker und Kunsthändler Hans Theodor Joel, ein Verwandter von MBT. 1919 erwarb J. den Karl Lang Verlag in Darmstadt und verlegte Graphik von Beckmann, Meidner, Schmidt-Rottluff u.a. Ausser dem vorliegenden waren die Gem. Nr. 16 und 117 m seinem Besitz. Später war J. in Düsseldorf und Köln ansässig. Anfangs der dreissiger Jahre arbeitete er als Korrespondent deutscher Zeitungen in Madrid. Wegen seiner Berichterstattung wurde er von den NS-Behörden aus Deutschland ausgebürgert. J. ist 1936 verarmt in Paris gestorben.
Olga Joel: «Als die Aktion (Entartete Kunst) anlief, habe ich die Kreuzigung einem mir gut bekannten Kunsthändler (Goyert, Köln Hohe Strasse) anvertraut, der sie nach längerem Zögern in seinem Keller versteckte und einmauerte bis das Bild 1943, als die Hohe Strasse zerbombt wurde, verbrannte» (Mitt. 1972; O. J. lebt in Hamburg). Der umfängliche Graphik-Bestand aus dem Nachlass von J. wurde, soweit Frau J. ermitteln konnte, in ihrem ehemaligen Wohnhaus Köln Drosselweg 11 bei einem Luftangriff zerstört.
Ein Kompositionsentwurf, Feder über Blei, Querformat, ist im Besitz von Hans Haberland, Hannover. Rückseitig undatierter Brief (vor der Heirat am 21.Sept. 1906) von MB an Minna Tube: «Es sind also 3 Ansichten. Die erste ist diese Zeichnung mit aufgeklapptem Rand, die zweite ist die kleine Skizze in welcher ich den 3ten Gekreuzigten der Concentration wegen noch mehr an den Mittleren gethan hab und die dritte ist wieder diese Zeichnung, aber mit eingeklapptem Rand, sodass also ein Stück von dem Arm des Dritten weggeschnitten wird. Der Himmel ist grau. Hinten sind unzählige nackte Menschen in den verschiedensten Bewegungen. Die Frau die der Mann im Vordergründe zurückzieht ist eine ganz alte Frau. Welche von den drei Skizzen zur Ausführung gelangen wird, entscheidet sich erst vor der Leinwand.» [...] Der Brief ist unterzeichnet «Dein Max Bräutigam». Ausgestellt im Museum Hamburg-Altona 1962, Bemalte Postkarten und Briefe deutscher Maler (Flinweis von Ewald Gässler, Göttingen).
Ein Kompositionsentwurf - die im Brief erwähnte kleine Skizze ? - datiert 6.4.06, befindet sich in der Slg. Günter Rombold, Linz. Die Bleistiftzeichnung, in den Proportionen des Bildes, bereitet im Aufbau und in der Vehemenz der Darstellung das Gemälde unmittelbar vor (Abb. in: Klipstein & Kornfeld Bern 1965, Auktionskatalog 116 und ganzseitige Abb. bei Rombold a. a.O.).
Ein Entwurf zu Drama war ausgestellt in Berlin 1908, Zeichnende Künste. Vgl. Abb. S.I/575, Vorzeichnung auf der Lwd.
Die Maßangaben erfolgten gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 nach KAISER HANS 1913a und beziehen sich auf das Rahmenmaß.
Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 befindet sich rechts oben die lateinische Bezeichnung: An Minna Tube. Aufgrund des vorliegenden Bildmaterials konnte diese Angabe nicht verifiziert werden.
Vgl. die Zeichnungen in WIESE 1978 Nr. 13 und 14.