Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 23. Juli 1922 (Nr. 225, S. 219; siehe Anmerkungen S. 463, 475).
Die BrückeGroße Brücke
The Eiserner Steg / The Iron Footbridge
Atelier Max Beckmann
NEW YORK New Art Circle I. B. Neumann (mindestens 1925 bis mindestens 1931; vermutlich in Kommission)
München, Heinrich Fromm (vermutlich 1931; seit Juni 1931 verschollen)
[?] PARIS Galerie Bing (um Juni 1931; in Kommission)
PARIS Hôtel Drouot (vermutlich um 1962; in Kommission)
Paris, Géo Charles (spätestens 1963)
Paris, René Drouin (mindestens Okt 1963; Vermittler im Auftrag der Witwe von Géo Charles)
CHICAGO Richard L. Feigen (frühestens Okt 1963 bis mindestens 1967)
New York / New Orleans, Harry Spiro (frühestens 1967 bis spätestens 1974)
New York, Estée Lauder (vermutlich 1974 bis spätestens Jan 1978)
NEW YORK Serge Sabarsky Gallery (mindestens Jan 1978)
DÜSSELDORF Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (seit Jan 1978, Kauf)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in DÜSSELDORF Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Auskunft von NEW YORK Serge Sabarsky Collection
Zeitraum | Preis | Notiz |
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03. Aug 1930 - 31. Aug 1930 | 8.000,00 CHF | Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 was das Gemälde in BASEL Kunsthalle 1930 Basel für 8.000 CHF verkäuflich. |
08. Aug 1925 - 30. Sep 1925 | 11.000,00 CHF | Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 war das Gemälde in der Ausstellung ZÜRICH Kunsthaus 1925 für 11.000 CHF verkäuflich. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 157:
Der Eiserne Steg in Frankfurt am Main, der - in der Blickrichtung des Bildes - von der Altstadt zum Stadtteil Sachsenhausen führt. Die nach einer kühnen Konstruktion des Ingenieurs Peter Wilhelm Schmick 1868/69 erbaute Fussgängerbrücke erregte damals weithin Aufsehen. Ursprünglich bekrönten neugotische Türmchen die vier Pfeilerspitzen. Sie wurden um 1911 entfernt, eines befindet sich im Historischen Museum Frankfurt (nach Mitt. von B. L. von Döry).
Aus einem oberen Stockwerk der Häuser am Mainufer, etwa der Vasmannschen Badeanstalt, ergab sich möglicherweise ein ähnlicher Blick auf die Brücke. Die Bleistiftzeichnung von Ernst Ludwig Kirchner im Städelschen Kunstinstitut (ca. 1916) zeigt die Brücke aus nahezu derselben Sicht. Einen realen Standort für die im Gem. dargestellte steile Aufsicht hat es nach Mitt. von Theo Garve und Karlheinz Gabler jedoch niemals gegeben.
Topographisch ist die damalige, zum Teil erhaltene Umgebung des Eisernen Stegs genau wiedergegeben: vorn ein Landeplatz für Sand und Steine mit Kran und Bagger, Schiffsverkehr auf dem Fluss - ein Schlepper mit dem Namen der Stadt Mainz, ein Floss - links eine von Planken umzäunte Badeanstalt. Am Sachsenhäuser Ufer die 1875 - 1880 im gotischen Stil erbaute Dreikönigskirche, deren Achse, wie im Bild, im spitzen Winkel zur Uferlinie steht. (Die Kirche ist auch auf den Gem. Nr. 194, 239, 242 dargestellt.) Ganz links der Turm des Deutschordenhauses. An der hellen Hauswand oben rechts erscheint, farblich akzentuiert, eine Werbe-Inschrift. Die Buchstaben lassen eine Ergänzung zu: GRUNE(wald) BEGRA(eb- nis) INSTIT(ut). Das Bestattungsunternehmen Grünewald ist seit 1840 in Frankfurt-Griesheim ansässig. Die Namengleichheit mit dem Maler mag MB in seinen frühen Frankfurter Jahren amüsiert bemerkt haben.
Das Bild hatte zu Beginn ein breiteres Format. Am linken Bildrand sind rückseitig, auf der 3 cm breit umgeschlagenen Leinwand, die Vorzeichnung der fortgesetzten Schrägen des Vordergrundes, ein Haus im Anschluss an die Gebäude links der Kirche und verwischte Buchstaben sichtbar.
Auf die Frage, ob nach den Zerstörungen des Krieges die heutige, zierliche Silhouette der Brücke (siehe Abb. S.I/577) dem Vorbild für das Gemälde noch entspricht, teilte K. Gabler mit: «Der Eiserne Steg wurde 1945 von einem Freund meines Vaters, Karl Salzner, der ein passionierter alter Frankfurter war und damals zum Technischen Notdienst verpflichtet, gesprengt. Salzner, der sich in dieser prekärsten Situation diesem Befehl nicht widersetzen konnte - ich weiss, dass er schwer mit seinem Gewissen gerungen hat, aber erschossen wollte er im letzten Moment [vor Kriegsende] auch nicht werden — hat da ein Meisterstück vollbracht, indem er den Steg gleichzeitig sprengte und erhielt. Er hat die Sprengladungen so angebracht, dass der Steg unpassierbar wurde ohne wesentlichen Schaden zu nehmen.» Über ihre drehbaren Lager knickte die Brücke in der Mitte in den Fluss. «Mit Kranschiffen wurde der Steg wieder gehoben und in die alten Verankerungen gebracht. Ausser ein paar Schweissstellen ist nichts neu.» (Undatierter Brief, 1970.)
MB hat das Bild in späteren Jahren, entgegen dem Titel in der MB-Liste, «Der Eiserne Steg» genannt (Mitt. MQB). 1969 erscheint es, offensichtlich nach einer Säuberung, überraschend starkfarbig. Es wurde mit einem glänzenden Firnis überzogen. Der Eiserne Steg erscheint auch auf dem Gem. Nr. 224. Die Radierung Gallwitz 213 von 1922 gibt die Komposition geringfügig verändert, im Druck seitenverkehrt wieder.
Das Gem. war in der Ausstellung Zürich 1925 für 11000 Fr., in Basel 1930 für 8000 Fr. verkäuflich.
Vgl. die Kaltnadelradierungen in HOFMAIER 1990 Nr. 119, 243 und 287.
Vgl. die Skizze in ZEILLER 2010, 20. Skizzenbuch Nr. 2r.