Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 21. Juni 1929 (Nr. 492, S. 141) und 4. Oktober 1929 (Nr. 505, S. 147; siehe Anmerkungen S. 367, 371).
Portrait of Gottlieb Friedrich Reber
Atelier Max Beckmann
Lugano / Lausanne, Gottlieb Friedrich Reber (1929)
BASEL Galerie Marguerite Schulthess (wahrscheinlich 1954)
KÖLN Aenne Abels (1954 bis 1955)
KÖLN Wallraf-Richartz-Museum (1955 bis 1976; Schenkung der Farbenfabriken Bayer-Leverkusen)
KÖLN Museum Ludwig (seit 1976, Zugang)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in KÖLN Museum Ludwig
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 221:
Der Sammler Gottlieb Friedrich Reber (* 1880 Oerlinghausen, † 1959 Lausanne), Dr.h.c. und Kommerzienrat, gehörte zu den ersten Deutschen, die am Anfang des Jahrhunderts Bilder der Impressionisten und von Cézanne kauften. Um 1920 übersiedelte R. von München nach Lugano. Er zog sich früh aus seinen Geschäften als Textilkaufmann zurück, um sich ausschliesslich mit Kunst zu befassen. Mitte der zwanziger Jahre vertauschte R. einen Teil seiner Sammlung gegen Bilder der Kubisten.
Der Zeichner Rudolf Grossmann schrieb 1929: Reber «hat mit leidenschaftlichem Flair für das lebendig Gegenwärtige bewusst und methodisch seine Sammlung aufgebaut; er greift zurück bis auf die Funde der Hallstattzeit und wird auch zum Schrittmacher für Picasso, Gris und Braque. Sein Schlachtfeld ist mehr Paris als Berlin; er ist ein Entdecker, Sammler mit Leib und Seele, dem das Sammeln eine Art Fetischersatz ist. Wer ihn auf dem Trottoir-roulant des Berliner Gesellschaftsbetriebes dann und wann auftauchen sieht, den frappiert ein stereotypes Lächeln, das zu dem Ernst Berlins merkwürdig kontrastiert.» (Kunst und Künstler 28 [1930] S. 383.)
Das weltmännische, entschiedene Auftreten Rebers stand wie eine Maske vor seinem verbindlichen, oft scheuen Wesen (siehe Abb. S.I/579). Sein Feingefühl war auf das Sehen im Umgang mit Originalen konzentriert. Er las nicht, war literarisch und musikalisch unbewandert.
Einer Einladung Alfred Flechtheims zu einer Zusammenkunft mit MB (1928) in Berlin folgte R. unter der Bedingung, dass man nicht den Versuch unternehme, ihn für Bilder Beckmanns zu interessieren. Für alle Beteiligten überraschend führte die Begegnung dazu, dass R. sein Porträt in Auftrag gab. Erste Zeichnungen zu dem Bildnis entstanden an einem der folgenden Tage im Hotel Adlon, weitere Studien im Frühjahr 1929 in Lugano. Nach Fertigstellung des Bildes konnte R. sich mit seinem Porträt nicht identifizieren, bei seiner Familie erregte es Heiterkeit. Es wurde im Keller beiseite gestellt. (Angaben über R. und zur Entstehung des Gem. nach Mitt. der Familie R.; sie weichen in Einzelheiten von dem Kommentar in Kat. Ausstellung Karlsruhe 1963 ab, der sich auf Mitteilungen von MQB stützt.)
Das Porträt ist durchgehend rot untermalt. Der Rahmen im Hintergrund dürfte auf die nach französischem Geschmack gerahmten Bilder der Sammlung Reber anspielen. Nach Mitt. von MQB 1969 ist aus der MB-Liste nicht ersichtlich, ob das Bild am 19. Juni oder 15. Juli 1929 abgeschlossen wurde.
Vier grossformatige Bildniszeichnungen, 1928 und 1929 datiert, sind bekannt (alle abgebildet in Katalog Ausstellung Karlsruhe 1963 ; siehe auch Göpel 1954und Busch a.a.O. sowie Katalog WRM Köln 1967, Ausgewählte Handzeichnungen).
Vgl. die farbigen Arbeiten auf Papier in BECKMANN MAYEN / GOHR / HOLLEIN 2006 Nr. 41 und 42.