Heinrich George Family Portrait
Atelier Max Beckmann
Berlin, Heinrich George (1935 bis 1946)
Berlin, Berta Drews[-George] (1946 bis 1954; Vermächtnis)
BERLIN Staatliche Museen zu Berlin (1954 bis 1968; Galerie des 20. Jahrhunderts, erworben aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie)
BERLIN Staatliche Museen zu Berlin (seit 1968; Nationalgalerie; Leihgabe des Landes Berlin)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in BERLIN Staatliche Museen zu Berlin
Zeitraum | Preis | Notiz |
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15. Mai 1984 - 29. Jul 1984 | 1.000.000,00 DEM | Versicherungswert gemäß ZA VA 10198 - Max Beckmann-Retrospektive 1984 - Leihscheine |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 279:
Der Schauspieler Heinrich George (1893-1946), im Vordergrund seine Frau, die Schauspielerin Berta Drews-George, mit dem Sohn Jan, stehend die Schauspielerin Lolle Habecker, rechts die schwarze Dogge Fellow II. Auf dem Buch in der Hand der Stehenden: WALLENSTEIN (v)ON SCHILLER. Rechts unten auf einem Blatt: PRO(gramm).
Berta Drews-George: «Das Familienbild ist im Atelier Beckmanns entstanden; wir wussten kaum davon. Er hatte George im Grossen Schauspielhaus [am Gendarmenmarkt in Berlin] als Wallenstein gesehen. Der erste Auftritt hat ihn sehr beeindruckt. George kam schnell und erregt aus der Tiefe der Bühne nach vorn an die Rampe. Er hatte eine zinnoberrote Uniform an, die förmlich blendete. Diese optische Überraschung war — nach Beckmanns Worten - die Idee zu einem Bild. Daher wohl das rote Hemd. Er liess das Bild auch feuerrot rahmen; [...]. Ich glaube bestimmt, dass unsere Halle in Wannsee [am Kleinen Wannsee, Bismarckstrasse 34] der Hintergrund der Szene ist. Über den Bücherwänden waren alte Waffen angebracht, auch Speere, überkreuz, wie auf dem Bild. Nicht sagen kann ich, ob ein bestimmtes Gemälde gemeint ist. Es hingen einige dort. [...] Lolle Habecker war eine gute Bekannte Georges, schon vor meiner Zeit. Sie war junge Schauspielerin am Deutschen Theater und hat mit George immer seine Rolle gelernt. Er hatte sie auch gern auf seinen Gastspielreisen als Souffleuse bei sich.» (Brief vom 28.Febr. 1969.)
Georg Heinrich Schulz, genannt Heinrich George, wurde als Sohn eines kaiserlichen Marineoffiziers in Stettin geboren. Nach ersten Engagements und Kriegsdienst, der mit einem Zusammenbruch endete, trat er 1917 in der Dresdner Uraufführung von Kokoschkas «Hiob» auf. In den folgenden Jahren fand er als Schauspieler und Regisseur in Frankfurt/M seine darstellerische Form. Frankfurt war in den ersten Nachkriegsjahren ein Zentrum des expressionistischen Theaters (siehe G.Rühle, Theater für die Republik 1917-1933, Frankfurt 1967). MB schrieb in dieser Zeit zwei Theaterstücke.
Der Kunsthändler Peter Zingler machte George bei einem Atelierbesuch in der Schweizerstrasse mit MB bekannt. Von Ludwig Berger (siehe Nr. 703) wurde G. für einen Stummfilm nach Berlin geholt. Leidenschaftlich und mit feinem Sprachgefühl begabt, verkörperte er in den zwanziger Jahren an den Berliner Theatern die Gestalten expressionistischer Dichtung besonders der Dramen Barlachs unter der Regie von Jürgen Fehling. In den dreissiger Jahren begegneten sich MB und George wieder in Berlin. Als Intendant des Schillertheaters 1938-1945 baute G. ein Ensemble mit meist jungen Schauspielern auf und stand vielfach selbst auf der Bühne. Im Juni 1945 wurde G. in seinem Berliner Haus verhaftet. Er starb im Lager Sachsenhausen. (Nach Berta Drews, Heinrich George, Hamburg 1959; über MB und George S. 38/39,93/94.)
Die Schauspielerinnen Berta Drews-George und Lolle Habekker leben in Berlin.
Vgl. die Skizzen in ZEILLER 2010, 48. Skizzenbuch Nr. 4r und 5r.