Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 19. Juli 1919 (Nr. 176, S. 181; siehe Anmerkungen S. 449, 450, 495).
Bildnis einer alten Dame
Portrait of Frau Tube / Portrait of an Old Lady
Atelier Max Beckmann
BERLIN Graphisches Kabinett J. B. Neumann
MANNHEIM Kunsthalle (seit 1919)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in MANNHEIM Kunsthalle
Bemerkungen
Das Gemälde findet sich zwar auf einer der 1937 bei der Beschlagnahmeaktion »Entartete Kunst« angefertigten Listen (Verzeichnis des auf Grund des Erlasses des Badischen Ministeriums [...] auszuscheidenden Bestandes). Dort ist es aber handschriftlich mit »Depot« gekennzeichnet und wurde allem Anschein nach nur magaziniert, verfiel aber offensichtlich nicht der endgültigen Beschlagnahme (die nachweislich beschlagnahmten und außer Haus gekommenen Werke sind der Liste dagegen mit »X« gekennzeichnet). So fehlt das Gemälde auch in der Auflistung der so genannten Harry-Fischer-Liste und findet sich stattdessen in der Auflistung der in Heidelberg u. a. O. bei Kriegsende wieder geborgenen Werke der Kunsthalle, hier allerdings rot durchgestrichen. Diese Streichung hat möglicherweise damit zu tun, dass das Gemälde im Januar 1944 mit anderen großformatigen Werken im Baden-Badener Schloss eingelagert wurde. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gemälde allem Anschein nach 1937 zwar als »beschlagnahmt« geführt worden ist, reals aber nicht aus der Sammlung der Kunsthalle entfernt wurde. (Quelle: Provenienzforschung, Kunsthalle Mannheim)
Zeitraum | Preis | Notiz |
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01. Jan 1919 - 31. Dez 1919 | 3.000,00 RM | Kaufpreis von MANNHEIM Kunsthalle gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 143:
Minna Tube geb. Römpler (1843-1922), Mutter von Minna Beckmann-Tube. Links in der Dunkelheit erleuchtete Fenster eines Nachbarhauses. Der Signatur zufolge ist anzunehmen, dass das Bildnis in Berlin entstand. Es ist als einziges Gemälde dieser Jahre so gekennzeichnet. MB lebte seit 1915 in Frankfurt/M, hielt sich aber wiederholt in Berlin auf. Noch im Entstehungsjahr (Oktober 1919) verkaufte er das Bild nach Mannheim.
Frau Tube war eine lebhafte, intelligente, künstlerisch talentierte Frau, Witwe eines Theologen, als MB ihre Tochter heiratete. MB hat ihr grosszügiges Denken und ihre Menschlichkeit sehr geschätzt. Er nannte sie bei einem erfundenen Spitznamen, Busch’chen oder Buschen. Für ihre Kinder (Magdalene, verheiratete Simon, Altenburg; Elisabeth, verh. Schmidt, Leipzig; Anni [siehe Nr. 88]; Minna verh. Beckmann [siehe Nr. 50]; Martin, 1914 gefallen) war sie lebendiger Mittelpunkt der Familie.
Siehe Nr. 88, 207 und Erwähnungen von Frau Tube im Tagebuch 1908/09 (Namenregister).
Das Bild figuriert in einer 1937 bei der Aktion «Entartete Kunst» erstellten Liste des «auszuscheidenden Bestandes an Kunstwerken» der Mannheimer Kunsthalle. Es wurde magaziniert, verfiel aber nicht der Beschlagnahme.
Eine durchgeführte Bildniszeichnung Frau Tube, datiert 1918 (Frankfurt, Städel; Abb. Blick auf Beckmann S. 151, dort auf S. 275 falsch datiert), steht am Anfang einer Reihe von Darstellungen ihrer Person aus den Jahren 1916-1919: Radierungen Gallwitz 72, 89(5), 98, Lithos G 117, 123.
Von dem im Städel befindlichen Blatt wurde 1960 ein Faksimile hergestellt (Offizin K. G. Lohse Frankfurt, Jahresgabe für die Mitglieder der Max Beckmann Gesellschaft).