Supraporte in der Friedrich-Ebert-Schule in Frankfurt/M
Still Life with Musical Instruments / Supraporte
[Atelier] Max Beckmann
FRANKFURT AM MAIN Friedrich-Ebert-Schule (bis Okt / Nov 1933)
Verschollen (behördlicherseits an einen unbekannten Ort verbracht)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Zeitraum | Preis | Notiz |
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01. Jan 1930 - 31. Dez 1930 | 10.000,00 RM | Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 bekam der Künstler für diese Auftragsarbeit 10.000 RM. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 239f.:
Den Hinweis auf das Bild gab Theo Garve. Er erinnert sich, dass es mit Ölfarben auf Leinwand gemalt und auf einen Keilrahmen gespannt war. Das Format ergibt sich aus den Abmessungen der heute kahlen Wandfläche, die das Gem., ausfüllte (siehe Abb. S.I/580).
Die gewundenen Blasinstrumente sind wohl als Saxophone anzusehen (siehe Nr. 257). Auf dem Globus sind die Erdteile Afrika, Amerika, Australien mit Beschriftung gekennzeichnet. In der Mitte ein Spiegel, in dem ein Selbstbildnis erscheint.
Die Friedrich-Ebert-Schule am Bornheimer Hang, eine Tagesheimschule, wurde 1929-1930 im Rahmen des beispielhaften Frankfurter Siedlungsprogramms von Ernst May erbaut. Das Bild wurde für die Eingangshalle in Auftrag gegeben. Es befand sich über der Tür, die zum Fest- und Musiksaal führt.
Auf der Suche nach dem Verbleib des Bildes wurden von Karlheinz Gabler 1968 in Frankfurt sämtliche noch vorhandenen Akten des Schulamtes, des Hochbauamtes und des Amtes für Kunst und Wissenschaft durchgesehen. Als Augenzeugen wurden Rektor Artur Berg, Rektorin Elisabeth Mandel, Werk- und Zeichenlehrer Emil Wämser, Hausverwalter Philipp Kühn und die ehemalige Schülerin Dr. E. Frydrychowicz befragt. Gabler ermittelte:
«Alle Zeugen haben trotz ihres hohen Alters eine sehr lebendige Erinnerung an das Bild. Die Aussagen wurden unabhängig voneinander gemacht. Farben: Helles Bild mit viel Rot (Kühn). Die Blau’s waren schön (Mandel). Sehr bunt (Berg).» «Das Bild war von Anfang an in die Architektur eingeplant. Nach Aussagen von Berg und Mandel wäre es unter May ganz unmöglich gewesen, ein Bild gegen seinen Willen in diese Architektur zu bringen. Das Bild hing bereits am Eröffnungstage 23. September 1930 an seinem Platz (Kühn). Die vollständigste Erinnerung an das Bild bewahrten Wämser, der mit seinen Schülern vor dem Bild Kunstbetrachtung abgehalten hat, und Kühn, der das Bild im Auftrag des (Nazi) Rektors Striedinger entfernen und zerhacken sollte. Dieser Auftrag wurde im Oktober-November 1933 gegeben. Daran erinnern sich aus sehr persönlichen Gründen die Zeugen Kühn, Berg, Mandel. Kühn, der die Verantwortung für die Zerstörung des Bildes nicht übernehmen wollte, rief das Hochbauamt an, dessen Beamte auch ohne weitere bürokratische Schwierigkeiten zusagten, das Bild abholen und anderweitig unterbringen zu lassen.
So nahm wenige Tage später Ph. Kühn mit zwei Männern des Hochbauamts das Bild aus der Vorreiberhalterung und brachte es auf den Weg in die Städtische Kunstgewerbeschule, Neue Mainzerstr. 47-51, deren Direktor Fritz Wiehert bereits ausgeschieden war und durch den Nazi Prof. Richard Liskerf vertreten wurde. Der Mann, der das Bild dort wahrscheinlich in Empfang nahm, war Kühn bekannt. Leider erinnert sich K. nur noch an seinen Vornamen Wilhelm, dass er Sozialdemokrat war und 1934 entlassen wurde. [Nach Mitt. von Theo Garve: Willi Treusch.] Wenige Jahre später zog die Schule ein paar hundert Meter weiter in das grosse Haus des Herrn von Hirsch. Beide Schulen sind im Krieg völlig ausgebrannt.»
«In keiner städtischen Akte findet sich ein Hinweis auf das Bild. Der Auftrag kam wahrscheinlich von May direkt. In den Bauabrechnungen der Schule findet sich kein Titel für künstlerischen Schmuck. Es dürfte also, um keinen Anlass zu öffentlicher Kritik am Preis zu bieten, unter Maler- und Weissbinderarbeiten abgerechnet worden sein. Trotzdem war der Preis von 10000 Reichsmark allen Zeugen bekannt. Die Architekten erklärten dem Hausverwalter, die Maske im Zentrum des Bildes sei das Bild des Malers selbst.» (Aus einem ausführlichen Bericht Gablers, Februar 1968.) Die Ermittlungen wurden von Theo Garve aus persönlicher Erinnerung bestätigt. Das Bild wurde nicht wieder aufgefunden.
Frankfurter Nachrichten (a.a.O.): [...] «Die Bestellung erfolgte vor zwei Jahren, und zwar sollte Professor Beckmann einen Saal der Friedrich-Ebert-Schule ausmalen. Die Auftragsdisposition wurde dann geändert, der Künstler malte nur einen Fries und lieferte für das ursprünglich vereinbarte Honorar von 8000 Mk. noch drei Bilder für die Städtische Galerie. Die Finanzierung erfolgte durch die Künstlerhilfe [...]» (siehe Gem. Nr. 323, 324, 327).
Fotos des Gemäldes von H.Collischonn † im Besitz von Mathilde Q. Beckmann.
Die Maßangaben bezeichen sich gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 auf eine Mitteilung von Karlheinz Gabler an Barbara Göpel.