Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 26. April 1939 (Nr. 693, S. 45; siehe Anmerkungen S. 382).
Portrait of Stephan Lackner
Atelier Max Beckmann
Paris / Santa Barbara, Stephan Lackner (um 1947 bis 26. Dez 2000)
In privater Hand (26. Dez 2000 bis 8. Mai 2002; Vermächtnis)
In privater Hand (seit 8. Mai 2002; Auktionskauf)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung für NEW YORK Sotheby's 8. Mai 2002
Zeitraum | Preis | Notiz |
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08. Mai 2002 | 834.500,00 USD | NEW YORK Sotheby's 8. Mai 2002, Lot 48, Verkaufspreis 834.500 USD, Zuschlagspreis 750.000 USD, Schätzpreis 600.000 - 800.000 USD. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 327:
Der Dichter und Schriftsteller Dr. phil. Stephan Lackner (seinen Familiennamen Ernst Morgenroth legte er 1942 ab), geb. 1910 in Paris, Sammler und Interpret der Bilder Beckmanns und Freund des Malers. L. wuchs in Berlin und Frankfurt/M auf, wo er 1928, als Student, MB kennenlernte. 1933, kurz nach der Machtübernahme Hitlers, erwarb er «Adam und Eva» (Nr. 363) als erstes Bild seiner später bedeutenden Beckmann-Sammlung. 1933 emigrierte L. nach Paris. Dort stand er in den folgenden Jahren mit MB in enger Verbindung. 1939 übersiedelte er nach New York. L. lebt mit seiner Familie in Santa Barbara in Kalifornien.
Seit den dreissiger Jahren hat sich L., oft unter persönlichen Opfern, für MB und sein Werk eingesetzt. Trotz der Unsicherheit der eigenen Existenz verpflichtete er sich 1938 zu regelmässigen Zahlungen an MB und gab ihm damit in den ersten Jahren des Amsterdamer Exils, bis zur Besetzung Hollands 1940, finanziell Rückhalt. L. erhielt dafür monatlich zwei Bilder. Als in Deutschland Arbeiten Beckmanns nicht mehr öffentlich gezeigt werden konnten, bereitete er die Beteiligung Beckmanns an der Londoner Ausstellung 1938 vor, initiierte mit Käthe von Porada (siehe Nr. 226) im gleichen Jahr Beckmann-Ausstellungen in der Schweiz, ebenso nach dem Kriege in Kalifornien. Seine Einsichten in das Werk von MB formulierte er in zahlreichen Veröffentlichungen. Bei der Erstellung des Werkverzeichnisses waren die in Gesprächen und Briefen gegebenen Auskünfte L.s eine wesentliche Hilfe.
Eine lebendige Darstellung seiner Verbindung mit MB in zwei Jahrzehnten gibt L. in seinem 1967 erschienenen Band «Ich erinnere mich gut an Max Beckmann» (im Katalog als «Lackner 1967» zitiert; amerikanische Ausgabe 1969, mit einigen Änderungen). Das Buch hat Quellenwert. Die dort abgedruckten Briefe von MB beleuchten dessen Beziehung zu dem sehr viel jüngeren Freund. «[...] Es ist mir jedesmal eine Freude von Ihnen zu hören, nicht wegen dem Geld, sondern weil es das Gefühl einer metaphysischen Zwangsläufigkeit, welches zwischen uns besteht, immer wieder verstärkt. - Gerade diese Dinge, in denen ich ein irgendwie verstärktes Symbol für schicksalhafte Notwendigkeiten erblicke, sind es ja, denen ich mit einem gewissen sportiven Interesse nachjage, da sie ausserordentlich selten sind, wie Goldadern oder Diamanten. [...]» (Brief vom 20. Nov. 1939, abgedruckt in: Lackner 1967,S. 88.) Zu Lackners Drama «Der Mensch ist kein Haustier» (Paris 1937) schuf MB sieben Lithographien. Lackner: «Ich betrachtete mich damals als Schüler Beckmanns in einem anderen Material, und auch Beckmann selber äusserte öfters dergleichen. Letztenendes sind auch meine übrigen Bühnenwerke stark von Beckmanns Weltbild beeinflusst. Wie Sie schrieben, dass ein Raum, in dem Beckmann steht, dessen Charakter annimmt, so fand auch ich, dass die Welt durch seine Existenz eine neue Farbe bekam. Um einen direkten Auftrag für ‹Der Mensch ist kein Haustier› handelte es sich eigentlich weniger, als dass sich das Projekt in gemeinsamen Gesprächen herausbildete.» (Brief an EG vom 15.Febr. 1954.)
Lackner veröffentlichte Gedichte («Die weite Reise», Zürich 1937, u.a.), Romane, essayistische Prosa und Theaterstücke (siehe Lackner 1967, Klappentext; seinen jetzigen Namen verwendete L. seit 1935 als Pseudonym). Über L. siehe auch Göpel 1955 S.24-26.
L. konnte nur den grösseren Teil der Bilder, die durch den Vertrag mit MB sein Eigentum wurden, in seine Sammlung aufnehmen. Der Katalog bei Reifenberg verzeichnet irrtümlich alle Gemälde, die MB für Lackner bestimmt und in seiner Liste entsprechend gekennzeichnet hatte, als in dessen Besitz befindlich.
Das Bildnis entstand 1939, nach einer 1937 getroffenen Absprache und, wie sich L. erinnert, ohne vorbereitende Zeichnungen. Er hat zu dem Bildnis nicht Modell gesessen (Abb. eines Fotos, L. und Thomas Mann, S.I/581). Über die Entstehung des Gemäldes siehe Lackner in Katalog Ausstellung Bremen 1966 und Lackner 1967. Im Hintergrund rechts ist der Eiffelturm erkennbar. Die Schrift auf dem Buch dürfte, entgegen der Vermutung von L., als (Der Mensch ist kein Haus)TIER (Lack)NER zu lesen sein. Das Gem. wurde, wie mehrere Bilder der Sammlung Lackner, 1950 in Mills College signiert und irrtümlich (19)37 datiert (nach Mitt. von Lackner).