Bildnis einer Rumänin
Portrait of Frau Dr. Heidel / Portrait of a Romanian
Atelier Max Beckmann
[...]
BERLIN Graphisches Kabinett J. B. Neumann (1923 / 1924; in Kommission?)
Berlin, Astrid Matthias und Leo Matthias (um 1931 / 1932)
MÜNCHEN Galerie Günther Franke (wohl 1939; in Kommission?)
München / London, Heinrich Fromm (1939)
München / London, Anneliese Foster (geb. Fromm) (1939)
CAMPIONE D'ITALIA Galerie Ketterer (spätestens 1967 bis August 1968)
HAMBURG Kunsthalle (August 1968 / 1969; Geschenk der Neuen Sparkasse von 1864 in Hamburg an die Stiftung zu Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
Provenienzforschung in HAMBURG Kunsthalle
https://online-sammlung.hamburger-kunsthalle.de/de/objekt/HK-5123/bildnis-einer-rumaenin-frau-dr.-heidel?term=Beckmann&start=20&context=default&position=24
Zeitraum | Preis | Notiz |
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29. Jul 1938 | 250,00 RM | Auflistung und Bewertung von Kunstwerken der Sammlung Heinrich Fromm durch Ernst Wengenmayr, 29. Jul 1938, Nachlass Heinrich Fromm, abgedruckt in BILLETER 2017, S. 379. Im Zusammenhang mit der Verfolgung von Heinrich Fromm durch die NS-Behörden gab Ernst Wengenmayr (Geschäftsführer des Münchener Auktionshauses Weinmüller), der für die Gestapo Kunstsammlungen bewertete, für ein Konvolut an Kunstwerken aus dem Besitz von Fromm eine Preisschätzung ab. Dieses Konvolut umfasste diverse Grafiken sowie 15 moderne Gemälde, davon 11 von Max Beckmann. |
06. Sep 1930 - 05. Okt 1930 | 5.500,00 CHF | Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976 war das Gemälde in der Ausstellung Zürich Kunsthaus 1930 verkäuflich für 5.500 CHF. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 159f.:
MB hat das Gem. in späteren Jahren auch «Bildnis einer Rumänin» genannt. Weder MQB, die erst 1925 nach Frankfurt kam, noch Frankfurter Freunde von MB - Maryla und Benno Reifenberg, Peter Zingler u. a. - haben Frau Dr. Heidel oder eine «Rumänin» gekannt.
Bei der Dargestellten dürfte es sich um die spätere Frau des Schriftstellers Leo Matthias handeln, die 1895 (?) geboren, in erster Ehe vor 1922 verwitwet war, um 1930 L. Matthias heiratete und 1936 in Kolumbien gestorben ist. L. M. hielt sich 1939 einige Monate in Europa auf. In einem Jahrzehnte später verfassten, postum erschienenen Erinnerungsband beschreibt L. Matthias sein Leben als Emigrant und das Schicksal seiner Frau Astrid (Es hing an einem Faden, hrsg. von Rolf Hochhuth, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt, 1970. Den Hinweis auf das Buch gab Theo Garve).
M. erwähnt auf S. 156, dass sich ein «fast lebensgrosses» Bildnis seiner Frau von Max Beckmann - aus der Zeit vor ihrer Ehe mit Matthias - in seinem Besitz befand. Ihre äussere Erscheinung beschreibt er «mit einer Fülle von Locken und darunter einem kleinen Gesicht mit kleiner Nase, vollem Mund und dunklen Augen» (S. 28). Einzelheiten über das Bildnis, den Mädchennamen und den Namen des ersten Mannes seiner Frau erwähnt M. nicht.
Für die Identifizierung des Hamburger Bildes mit dem Porträt im Besitz von Matthias sprechen die Beschreibung und Charakterisierung der Person und des Werdegangs von Astrid M. durch Leo M. (S. 28-30, 66, 359) sowie die Bildgeschichte des Porträts im Besitz von M., von der Unterbringung in einem Speditionslager 1932, dem Transport nach Kolumbien, bis zur Überprüfung des Kunstbesitzes durch M. nach einer Umsiedlung in Südamerika 1939 (S. 26, 152, 154, 161, 327). In diesem Zeitraum trat das Hamburger «Bildnis Frau Dr.Heidel» in Europa nicht in Erscheinung, siehe Provenienz und Ausstellungen. Die in dem Buch von Matthias dargelegten Fakten treffen auf kein anderes der bekanntgewordenen Frauenbildnisse Beckmanns aus den zwanziger Jahren zu.
Die Annahme, dass das Bildnis «Frau Dr. Heidel» Astrid Matthias darstellt, wurde von anderer Seite unterstützt: Der Schriftsteller Richard Huelsenbeck lernte Leo und Astrid Matthias 1933 in Berlin kennen. Beate Hulbeck (Huelsenbeck): «Frau Matthias hat mir erzählt, dass sie schon einmal verheiratet war. Der Name des Mannes ist mir entfallen. Ich erinnere mich nur daran, dass man sie als ‹Frau Doktor› anredete.» Das Foto nach dem Bildnis Frau Dr. Heidel von MB «erinnert mich dagegen an Astrid. Sie hatte volles dunkles Flaar, grosse, sprechende Augen und (1933) einen etwas gequälten, leidenden Ausdruck. Sie nahm auch die Hilfe meines Mannes Richard Huelsenbeck in Anspruch, der bis 1935 noch als Arzt tätig war.» (Aus Briefen vom 29.Mai und 9.Sept. 1972.)
Gegen die Identifizierung des Hamburger Bildes mit dem Porträt im Besitz von Matthias sprechen die Angabe von Matthias, dass A.M. 1936 41 Jahre alt war (S. 302) und dass sie im Alter von 32 Jahren von MB porträtiert wurde (S. 156), sowie eine Mitteilung von Günther Franke 1973, er könne sich nicht erinnern, dass sich das Bildnis Frau Dr. Heidel von 1931 bis 1939 in anderer Hand befand.
Astrid Matthias hinterliess keine Kinder. Ihre Papiere, Pass und Heiratsurkunde, wurden verbrannt (Matthias S. 307). Um den Namen ihres Mannes aus erster Ehe (Dr. Heidel ?) zu ermitteln, wurden - ohne Ergebnis - befragt: Rolf Hochhuth; Pfarramt und Gemeindeverwaltung in Morcote (Tessin), wo A.M. 1939 beerdigt wurde; das Schiller-Nationalmuseum in Marbach, wo der schriftliche Nachlass von Matthias aufbewahrt wird.
Zwei grossformatige Bildniszeichnungen Frau Dr. H., Dreiviertelfigur mit eingestemmten Armen, sind bekannt: 1) Federzeichnung, datiert 1922, im Besitz von MQB. 2) Undatierte Bleistiftzeichnung, in der Bremer Kunsthalle (Abb. bei Busch Nr. 24, dort [1922] datiert, und in Katalog Ausstellung Karlsruhe 1963 Nr. 76). Eine undatierte Federzeichnung, Kopf en face, ist 1973 im Besitz von Ewald Rathke, Frankfurt/M. Die Lithographie Gallwitz 219 ist, der Datierung bei Glaser zufolge («Rumänin I, 1923»), nach dem Gemälde entstanden. Siehe auch die Litho Gallwitz 220.
In der Ausstellung Zürich 1930 war das Bild für 5500 Fr. verkäuflich. Die im Katalog Ketterer verzeichneten Ausstellungen München 1923/24 und Chemnitz konnten nicht ermittelt werden.
Vgl. die Zeichnungen in WIESE 1978 Nr. 476 und 477.
Vgl. die Lithographien in HOFMAIER 1990 Nr. 255 und 256.