Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976:
Die Sammlerin Lilly von Schnitzler, geb. von Mallinckrodt, in Köln geboren und in Belgien aufgewachsen, lebte seit dem Anfang der zwanziger Jahre in Frankfurt am Main. Als Frau des Industriellen Georg von Schnitzler (gest. 1962) führte sie zwischen den Kriegen im Stil dieser Jahre ein großes Haus, wo sie bekannte Künstler, Schriftsteller und Politiker der Zeit versammelte (damals Westendstr. 41). In den dreißiger Jahren unterhielt sie auch eine Wohnung in Berlin (Graf-Spee-Str. 23). Ihren Passionen folgend und ihre gesellschaftlichen Möglichkeiten nutzend, hat sie sich stets für das Werk von Künstlern und Schriftstellern, die sie schätzte, eingesetzt und ihren Freunden großzügig geholfen. Mit Karl Anton Prinz Rohan begründete sie die »Europäische Revue«, an der sie redaktionell mitarbeitete.
Lilly von Schnitzler wurde von Wilhelm Hausenstein auf Max Beckmann hingewiesen. Bei ihrem ersten Atelierbesuch 1924 kaufte sie 230 Frühlingslandschaft, das erste Bild ihrer später bedeutenden Beckmann-Sammlung. Das Entstehen ihrer Sammlung beschreibt sie in ERFFA / GÖPEL ERHARD 1962, S. 175-181 (einige Einzelheiten wurden nach mündlicher Mitteilung von L. v. S. im Katalog berichtigt).
Als Vorstandsmitglied der Deutschlandgruppe im Europäischen Kulturbund beteiligte sie sich 1931 an der Vorbereitung der Pariser Beckmann-Ausstellung. Auch während der NS-Zeit hat sich Lilly von Schnitzler entschieden zu Beckmann bekannt, hat Bilder von ihm erworben und sie in ihrem Hause aufgehängt. Sie gehörte zu den wenigen, die MB in seinem Amsterdamer Exil besuchten (1940 und 1942). In den Tagebüchern Beckmanns wird sie mit ihrem Vornamen oder mit L. erwähnt.
Lilly von Schnitzler war Mitbegründerin der Max Beckmann Gesellschaft und gehörte deren Vorstand an. Ihrer Initiative ist es zu danken, dass der Gesellschaft die Mittel zuflossen, die zur Verwirklichung ihrer Ziele unerlässlich waren. Seit 1953 luden Lilly und Georg von Schnitzler anlässlich der Jahrestagungen Mitglieder und Freunde der Max Beckmann Gesellschaft in ihr Sommerhaus in Murnau. (Vgl. auch en [Ellen Ludin] in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Feb 1964)