Tagebücher
In seinen Tagebüchern erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 3. / 6. / 12. / 15. / 22. / 27. September, 2. / 11. und 14. Oktober 1945 (siehe auch 28. September 1945).
Briefe
In seinen Briefen erwähnt Max Beckmann das Gemälde am 14. Januar 1946 (Nr. 760, S. 109; siehe Anmerkungen S. 413, 414).
Dr. Ludwig Berger
Portrait of Ludwig Berger
Atelier Max Beckmann
Mathilde Q. Beckmann (27. Dez 1950; Vermächtnis)
NEW YORK Buchholz Gallery - Valentin Gallery (in Kommission)
NEW YORK Catherine Viviano Gallery (in Kommission)
Saint Louis, Morton D. May (5. Jun 1956 bis 1983; Kauf)
SAINT LOUIS Art Museum (seit 1983; Vermächtnis)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
ROTH LYNETTE 2015
MoMA Curt Valentin Papers - III.A.3, 2 of 8: Brief von Max Beckmann an Curt Valentin vom 14. Jan 1946 mit Liste der per Schiff verschickten Werke.
MoMA Curt Valentin Papers - III.A.6, 1 of 5: Paintings by Max Beckmann at Buchholz Gallery, ohne Datum.
MoMA Curt Valentin Papers - III.A.7 [I]: Painting and sculpture of Max Beckmann sent to Catherine Viviano Gallery September 20, 1955. Darunter »Portrait of Dr. Ludwig Berger«.
Zeitraum | Preis | Notiz |
---|---|---|
20. Sep 1955 | 1.000,00 USD | The Museum of Modern Art Archives, NY, Collection: Valentin, Folder III.A.7: Liste »Painting and sculpture of Max Beckmann sent to Catherine Viviano Gallery September 20, 1955; »Portrait of Dr. Ludwig Berger« (Inventory 6718), Verkaufspreis 1000 USD. |
14. Jan 1946 | 600,00 USD | The Museum of Modern Art Archives, NY, Collection: Valentin, Folder III.A.3, 2 of 8: 14. Jan 1946; Brief Max Beckmann an Curt Valentin mit Auflistung von Gemälden, welche er per Schiff zu Curt Valentin / New York gesandt hat. Beckmann hat Gemälde-Preise notiert. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 421:
Dr.Ludwig Berger (eigentlich Bamberger), geb. 1892 in Mainz, gest. 1969 in Schlangenbad (Taunus). B. war einer der bedeutenden Theater- und Filmregisseure der Zeit zwischen den Kriegen, ein gelehrter Shakespeare-Kenner, musikalisch hervorragend begabt und erfahren im Umgang mit der Sprache. Er entstammte einer wohlhabenden, kunstverständigen Mainzer Familie. Mit 22 Jahren wurde er als Kunsthistoriker summa cum laude promoviert. Sein Debüt als Regisseur in Mainz war so erfolgreich, dass ihn Leopold Jessner kurz nach dem Ersten Weltkrieg an das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin holte. International bekannt wurde B. vor allem durch seine Filme, die er bei der Ufa, in Hollywood, in Frankreich und England inszenierte.
B. hat sich sein Leben lang, als Theatermann, als Forscher und als Autor, mit Shakespeare beschäftigt. Ein Zitat aus dem «Sturm» (in der Übersetzung von B. ?) ist der Titel seines 1953 in Tübingen erschienenen Memoirenbandes: Wir sind vom gleichen Stoff aus dem die Träume sind. (Über MB S. 373—375.) Das Traumhafte seiner Inszenierungen, das Romantische in seinem Wesen, das «mit feinstem Intellekt das Märchenhafte als eine Summe der Weisheit erkennt» (Willy Haas) wird von seinen Freunden und Rezensenten vielfach hervorgehoben.
In der Hitlerzeit wanderte B. nach Holland aus, wo er MB wiederholt begegnete (siehe Erwähnungen Bergers im Tagebuch, Juni 1945 bis Januar 1946). 1947 traf er MB in New York (Tagebuch 10.Sept. 1947). Nach dem Kriege kehrte B. nach Berlin zurück. Mit einer Serie von Shakespeare-Inszenierungen wandte sich B. als einer der ersten Theaterregisseure dem neuen Medium Fernsehen zu. Bildnisfoto Berger von Rosemarie Clausen siehe Abb.S.I/588. Über Berger siehe Würdigungen in neuerer Zeit: Carl Zuckmayer in: Merkur Heft 7, 1954 («Form, Carlche, Form» mahnte B., als er die ersten Gedichte seines Mainzer Jugendfreundes zu hören bekam); Walter Heist (Hrsg.), Ludwig Berger, Mainz 1966; Katalog der Ausstellung «Ludwig Berger» 1969 in der Akademie der Künste Berlin, Sitz des Ludwig Berger Archivs.
Über seine Zusammenkünfte mit MB und über die Entstehung des Gemäldes schrieb Berger am 17. Juli 1968, als in Bielefeld die Ausstellung der Sammlung May vorbereitet wurde, an Georg Syamken: «Ich war sehr stolz darauf, dass Max Beckmann des öfteren zu mir in mein Amsterdamer Exil-Heim kam, da er sehr scheu und zurückgezogen ein Leben, das NUR seiner Arbeit diente, führte. Zu meinem grossen Erstaunen kam er auch gelegentlich zu den Vorlesungen, die ich in meinen eigenen Räumen hielt, und ich sah ihn verschiedentlich, er sass ungefähr in der vierten, fünften Reihe, zeichnen und kritzeln, während ich vorlas. [...] Eines Abends, nach einer solchen Vorlesung kam er sich verabschiedend auf mich zu und sagte: ‹Berger, morgen oder übermorgen sollten Sie mal zu mir kommen, ich brauche Sie für Ihre Hände!› Da ich ihn etwas fragend ansah, ergänzte er seinen Wunsch durch die Feststellung: ‹Alles andere ist fertig!› Ich hatte ihn schon öfters in seiner Wohnung besucht - Quappi, seine Gattin spielte zuweilen zweite Geige in meinem Haus-Streichquartett, ich spielte Cello - und nun nahm er mich gleich mit hinauf unters Dach in’s Atelier. Da sass ich riesengross in einem so schönen braunen [ ?] Anzug, wie ich ihn nie hatte, vor einem hellblauen Cranach-Hintergrunde, und er gab mir eine Blume in die Hand. Dann malte er, eine knappe halbe Stunde, und ich hatte die schönsten Perlmutt-Hände, die man sich träumen konnte und hielt eine Lotos in der Hand. ‹Da haben Sie sich aber ein bisschen lustig gemacht, Meister?› meinte ich mit Hinblick auf die Lotos. ‹Nee-nee-› sagte Beckmann, ‹so SIND Sie!!› Da ich wusste, dass seit langem die Blavatzki und ihre theosophischen Betrachtungen auf seinem Nachttisch lagen [Helena P.Blavatsky, Die Geheimlehre; ein zerlesenes Exemplar der Ausgabe Berlin 1932, mit vielen Randbemerkungen von MB, hat sich im Besitz von MQB erhalten] und diese indische Mystik ihn sehr beschäftigte, wurde ich heimlich ganz stolz auf die Lotosblume. Er hatte während meiner Vorlesungen zwei prachtvolle Bleistiftzeichnungen von mir gemacht, die eine ging aus meinem Besitz an das Berliner Schiller-Theater über, dessen Ehrenmitglied ich bin. [...]». (Im folgenden berichtet Berger vom Besuch einer «Picasso-Ausstellung »mit MB in Amsterdam. Brief in den Akten der Kunsthalle Bielefeld.)
Eine (19)45 datierte Bleistiftzeichnung, Bildnis L. Berger, ist im Besitz des Schiller-Theaters Berlin, Abb. in Ausstellungskatalogen Karlsruhe 1963 und München 1964 bei Günther Franke (entgegen anderslautendem Vermerk in Kat. Ausst. Bielefeld 1968 und New York 1970). Der Verbleib der von Berger erwähnten zweiten Zeichnung (und der lt. Tagebuch möglicherweise existierenden weiteren Studien zu dem Bildnis) ist nicht bekannt.
Vgl. die Skizze in ZEILLER 2010, 51. Skizzenbuch Nr. 21v.