LÜTJENS, Helmuth

Wirkungsort / Wohnort

Amsterdam

Beziehung zu Max Beckmann

Mäzen(in) / Portraitierte(r) / Dargestellte(r) / Sammler(in)

Beruf / Tätigkeit

Kunsthändler(in)

Verbundene Institutionen

Weiterführende Publikationen

Katalogbeitrag für AMSTERDAM Stedelijk Museum 1951.

Weiterführende Quellen

Weiterführende Informationen

Dr. Helmuth Lütjens wurde von MB für das 683 Familienbild Lütjens portraitiert.

http://www.lostart.de/Content/051_ProvenienzRaubkunst/DE/Beteiligte/L/Lutjens,%20Dr..html

LEIPZIG Museum der bildenden Künste 2011, S. 288.

https://kuenste-im-exil.de//KIE/Content/DE/Sonderausstellungen/MaxBeckmann/Objekte/02ExilParisAmsterdam/1944-beckmann-familie-luetjens.html?single=1

Gemäß GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976:
Dr. phil. Helmuth Lütjens (geb. 1893, gest. 1987), Kunsthändler in Amsterdam, war der Ehemann von Nelly Lütjens und Vater von Annemarie Lütjens. Er war ein Freund Beckmanns, einer der wenigen, die Max Beckmann während des Krieges in Holland entscheidend geholfen haben. Er entstammt einer Hamburger Familie. Nach Abschluss seines Kunstgeschichtsstudiums mit einer Arbeit über den Rembrandt-Kreis volontierte er zwei Jahre am Berliner Kupferstichkabinett. Direktor der Sammlung war zu der Zeit Max J. Friedländer. 1923 trat Lütjens in die Kunsthandlung von Paul Cassirer in Berlin ein. Im Herbst des gleichen Jahres übernahm er die Amsterdamer Zweigfirma des Hauses, die N. V. Amsterdamsche Kunsthandel Paul Cassirer & Co., die er seither leitete.

Im Februar 1943 bestand die Gefahr, dass die Bilder Beckmanns von den deutschen Besatzungsbehörden beschlagnahmt würden. Lütjens, der die holländische Staatsangehörigkeit hatte, erklärte sich auf Bitten von Erhard Göpel bereit, einen großen Teil des Atelierbestandes in seinem Haus, Keizersgracht 109, zu verwahren. Auch in der Folgezeit entstehende Gemälde wurden sicherheitshalber dort untergebracht (abgenommen, wie es Beckmann im Tagebuch formulierte). Aus dieser Verbindung wuchs eine Freundschaft, die zur Entstehung des Familienbildes führte.

Lütjens: »In den Septembertagen 1944 war Arnheim [Schlacht bei Arnheim], und während der Kämpfe dort kamen Beckmanns mit Butchy eine Woche zu uns, weil Beckmann fürchtete, im Falle der Befreiung in seiner Wohnung ev. belästigt zu werden. In dieser Woche, wo er uns in unserem Hause sah, die Räume und das Familienleben teilte, muss ihm der Gedanke zu 683 Familienbild Lütjens gekommen sein; meines Wissens hat er mich kurz nach seiner Rückkehr in seine Wohnung gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er uns male.» Ich überließ es ihm vollkommen und erst, als er mich rief, um das Bild fertig bei ihm anzusehen, fragte ich ihn, ob ich es erwerben könne.« »Anfang September, als Beckmanns bei uns waren, machten wir noch Gebrauch vom Wohnzimmer. Kurz darauf wurde es kälter, und da es unmöglich war, für die Centralheizung Kohlen zu bekommen, waren wir als Wohnraum angewiesen auf die Küche, in der ein kleines Öfchen stand, auf dem wir auch kochten; es war unsere einzige Wärmequelle. Gas gab es nicht, Elektrizität ebensowenig, als Beleuchtung waren wir auf Kerzen angewiesen. Dies damalige Milieu liegt merkwürdig stark in dem Bild, eine gewisse Kahlheit und Strenge und doch ein Anklang an Behaglichkeit, das flackernde Licht, das Leben auf das Einfachste reduziert. Es ist ja erstaunlich, mit welcher Zartheit, Subtilität und Bestimmtheit jeder von uns angepackt ist und aus welcher Tiefe ergriffen.« (Aus Briefen vom 8. Jan. 1958 und n.Sept. 1963.)

Im Winter 1944 / 1945 verbrachte Beckmann allwöchentlich einen Vormittag bei Lütjens. Einige Bilder wurden jeweils aus dem Versteck geholt und im »Saal« des schmalen Grachtenhauses, einem zum Garten gelegenen Raum mit klarem Nordlicht, aufgestellt. Das Gespräch vor den Bildern war zeitweise die einzige Resonanz, die der Künstler fand. Beim Einmarsch der alliierten Truppen, Anfang Mai 1945, nahm Lütjens Beckmanns noch einmal in sein Haus auf. Zahlreiche Tagebucheintragungen bezeugen, in wie hohem Maße Bestätigung, Zuspruch und das Eingreifen des Kunsthändlers in praktischen Dingen dem Maler Rückhalt boten.

Zu einer vertraglichen Abmachungen zwischen Max Beckmann und der Firma Paul Cassirer, die ihn in seinen frühen Jahren in Berlin vertreten hatte, ist es nicht gekommen, da Lütjens an eine gegenteilige Entscheidung seiner Geschäftspartner gebunden war. Er hat jedoch zahlreiche in Holland entstandene Bilder erworben, darunter Hauptwerke wie 668 Messingstadt und 702 Abtransport der Sphinxe.